Chronik der Winzerkapelle Osann
Musik in Osann
Eine musikalische Geschichte in Osann
Dass Musik in Osann eine lange Tradition hat, zeigt sich in Aufzeichnungen
alte Kirchenbücher und Schulchroniken, wo verschiedene musikalische Auftritte im Ort beschrieben werden. In alten Schulchroniken aus dem Jahre 1895 und 1898 wird berichtet, dass der Schullehrer Meuren, genannt „Papa Meuren“ die Schulkinder das Musizieren lehrte. Im Januar des Jahres 1895 intonierte diese Schülergruppe als „Trommler - und Pfeifenkorp“ mit Flöten, Triangel, Becken und Trommeln auf der alljährlichen Kaisergeburtstagsfeier den „Torgauer Marsch“. Bereits frühzeitig hatte diese Formation erste Auftritte in verschiedenen Nachbargemeinden.
In vielen Erzählungen mit ehemaligen Musikern wird auch von einem Mundharmoniker- oder Mandolinenorchester berichtet. Wiederum ein Beispiel der musikalischen Tradition.
Nicht zu vergessen, die Tanzkapelle „Heidewitzka“, die in den 50er Jahren musizierte. Unter dem Dirigenten Adam Wagner spielten die 7 Musiker Hermann Kröfges (Klavier), Paul Winter (Posaune), Otto Junk (Trompete), Ludwig Jostock (Geige), Herman-Josef Fritzen (Geige), Martin Adam (Schlagzeug) und Arnold Pauly (Akkordeon) zu verschiedenen Anlässen in Osann und den umliegenden Dörfern, wie z.B. in Platten, Brauneberg und Wintrich. Diese kleine Kapelle existierte etwa 5 Jahre.
Die Entstehung des Musikverein Osann
In Erzählungen mit aktiven und ehemaligen Musikern wird berichtet, dass im Jahr 1924 die 4 „Junggesellen“ Alois Pauly, August Kornelius, Nikolaus Poß und Paul Traut - ehemalige Mitglieder des „Trommler – und Pfeifenkorp“ - eine Tanzkapelle gründeten. Die Instrumente wurden aus dem Nachlass des Schuster und Dorfbarbier Hunold ersteigert. Im Elternhaus von August Kornelius wurde damals, unter der Anleitung eines Sohnes der Familie Hunold - ohne Noten - musiziert.
Als sich immer mehr Musiker dieser „Tanzkapelle“ anschlossen, gründete man im Casino Osann im Jahr 1927 den Musikverein Osann. Verschiedene Vereinschroniken berichten von 30 aktiven Mitgliedern des neuen Vereins.
Die Anschaffung der Instrumente war das erste große Problem der Musiker. In einer alten Vereinschronik wird berichtet: „ ... Man stelle sich vor, ein Fuder Wein kostete ca. 400 Reichsmark. Auf der anderen Seite kostete eine Trompete 50-60 RM, ein Tenorhorn 80 RM und ein B-Bass 205 RM....“.
Es wurde beschlossen, dass die „billigen“ Instrumente von den jeweiligen Musikern selbst gekauft werden sollten, wobei zusätzlich ein Gründungsbeitrag von 20 RM zu zahlen war. Die „teureren“ Instrumente wurden vom Verein finanziert und jeder, der ein vereinseigenes Instrument bekam, bezahlte einen Gründungsbeitrag von 40 RM. Die Erzählungen berichten hier von einem „Opfer, das seines Gleichen sucht“.
Der erste Dirigent war der „Auto-Schuster-Musik-Bäcker“ Matthias Bollig aus Monzel. Als erster Vorsitzender wird Alois Pauly genannt.
Nach ca. 2 Jahren intensiver Probenarbeit war das musikalische Niveau des Vereines so weit vorangeschritten, dass erste kleine Auftritte im Ort absolviert werden konnten.
Um das Jahr 1930 gab es den ersten Dirigentenwechsel. Der Musiker Adam Wagner aus Wengerohr übernahm die Leitung des jungen Musikvereins. Seine Begeisterung zum Musizieren zeigte sich unter anderem daran, dass Adam Wagner entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Osann zur Probe kam. Die Entlohung für die Probenarbeit erfolgt mit Geld oder in Naturalien.
Im Jahr 1937, auf dem „10-jährigen Jubiläumsfest“ des Musikvereins, wurde die erste Uniform des Vereins vorgestellt: weißes Hemd, Mütze, schwarze Fliege und schwarze Hose.
In der Zeit von 1939 bis 1945 ruhte das Vereinsleben. Ausnahmen waren kirchliche Feiertag, wie z.B.. Fronleichnam, an denen einzelne Musiker aus dem Ort spielten.
Nach dem Krieg nahm der Musikverein 1946, unter der Leitung von Adam Wagner, seine Probenarbeit wieder auf. Die damalige Entlohnung für die Dirigententätigkeiten bestanden in Lebensmittel. Als Adam Wagner für längere Zeit krankheitsbedingt nicht mehr zur Verfügung stand, übernahm Peter Scholtes aus Leiwen, zu diesem Zeitpunkt auch Dirigent der Musikkapelle der Holzindustrie Kümmel, vorübergehend die musikalische Leitung.
Von 1957 bis Februar 1958 übernahm Hans Schneeberg aus Wittlich die musikalische Leitung. Im Anschluss dirigierte der Osanner Karl Fritzen bis zum September 1963 den Musikverein. Erzählungen berichten, dass er den Verein mit großem Erfolg führte, aber aus gesundheitlichen Gründen die Leitung abgeben musste. Sein Nachfolger war Anton Bollig aus Filzen. Dieser leitete den Verein 5 Jahre. Im Zeitraum von 1969 bis 1973 übernahmen Karl Fritzen und Ernst Landsmann die musikalische Leitung. Ab 1973 dirigierte Johann Kuhnen aus Salmrohr den Musikverein.
In der Zeit von 1978 bis 1980 war Josef Jakoby der musikalische Leiter. Ihm folgten Erich Öffling aus Salmrohr (bis 1991), Bernhard Reef aus Osann (bis 1992) und Jürgen Lejeune aus Maring-Noviand (bis 1993).
Bevor Franz-Josef Gorges zum 1. Vorsitzenden des Musikvereins ernannt wurde, dirigierte er den Verein für 1 Jahr. Ab 1995 leitete Otmar Görgen (Neumagen) den Musikverein für 2 Jahre. Ihm folgte Jochen Hofer aus Hetzerath. Er führte den Verein von 1997 – 1999. Mit der Bildung der Spielgemeinschaft „Winzerkapelle Kesten-Osann“ im Jahr 2000 wurde die musikalische Leitung an Marco Schmitz, den Dirigenten der Winzerkapelle Kesten, übertragen.
Seit der Gründung des Musikvereins leiteten 12 Vorsitzende die Geschicke des Vereins: Alois Pauly, Paul Winter, Jakob Marmann, Anton Kornelius, Nikolaus Hoffmann, Josef Müller, Arnold Pauly, Paul Koch, Franz-Josef Gorges, Andreas Filz und Bernhard Reef. Seit 2002 leitet Axel Licht den Musikverein Osann.
Arnold Pauly und Franz-Josef Gorges wurden zweimal zum Vorsitzenden gewählt.
1969 wird die erste weibliche Musikerin des Musikverein Osann; Christa Klaß, geb. Müller, Musikinstrument: Klarinette; in der Jahresmeldung des Musikerbundes – dem heutigen Kreismusikverband – gemeldet. Seit diesem Zeitraum sind weibliche Musiker fester Bestandteil des Musikvereins Osann.
Etwa 1967 wurde beschlossen, eine neue Uniform einzuführen. Die Kapelle präsentierte sich ab diesem Zeitpunkt in den sogenannten „grünen Kittel“.
Unter dem Vorsitz von Franz-Josef Gorges wird 10 Jahre später das äußere Erscheinungsbild noch einmal geändert und eine neue Uniform festgelegt: rote Weste, schwarze Schleife, blaue Jacke und schwarze Hose mit blauem Bundstreifen.
Nicht nur die Uniform, auch der Name verändert sich. Ab dem Jahr 1977 heißt der neu eingetragene Musikverein offiziell „Winzerkapelle Osann 1927 e.V.“.
Ab dem Jahr 1977 tritt der neu eingetragene Musikverein offiziell als „Winzerkapelle Osann 1927 e.V.“ mit neuer Uniform auf:
Glanzpunkte
Musikalische Höhepunkte in den 70er und 80er Jahren waren die regelmäßig veranstalteten Familienabende, die mit humoristischen Einlagen und Sketschen der Musiker untermalt wurden.
In den Jahren 1988 und 1989 gestaltete die Winzerkapelle einige „moselländische Abende“, zuerst in Osann, später in Salmrohr, Neuerburg und in Zell/Mosel.
Für die Schallplatte „Musikalische Grüsse aus dem Landkreis Bernkastel - Wittlich“ wurde 1989 das Musikstück „An der Mosel, an der Ruwer, an der Saar“ unter der Leitung von Erich Öffling aufgenommen. Unterstützt wurde die Winzerkapelle durch den Gesang von Bernhard und Andrea Reef.
Der Probenalltag
Die ersten Proben des jungen Vereins fanden bei den Musikern zu Hause („... da wo gerade Platz war“ ) oder in der Schule statt.
Nach dem Krieg wurde zunächst das Osanner Casino für einige Jahre als Probenraum genutzt.
Alte Erzählungen berichten, dass im Winter ein Musiker bereits gegen 18 Uhr das Casino vorheizen musste, damit es möglich war ab 20 Uhr eine Probe abhalten zu können. Die regelmäßigen, oft aber auch spontan geplanten Proben dauerten im Winter nicht selten bis 24 Uhr.
Anfang der 50er Jahre fanden die Musikproben im Saal des Gasthauses Traut statt. Im Jahre 1986 wurde der Probenraum in den ehemaligen Kindergarten nach Osann verlegt.
Seit Anfang der 90er Jahre finden die Musikproben der Winzerkapelle im Gemeindehaus Osann statt. Mit der Gründung der Spielgemeinschaft im Jahr 2000 wird der Probenraum alle 2 Jahre für 1 Jahr nach Kesten verlegt.
Die Jugendarbeit
Die Ausbildung und die Förderung junger Musiker war immer ein wichtiger Bestandteil der Vereinsarbeit. Seit über 40 Jahren stellt der Verein einen Jugendwart oder eine Jugendvertretung. Die Musiker Edgar Berres, Ernst Landsmann, Peter Klein, Berthold Traut, Franz-Josef Gorges, Axel Licht, Anette Schmitt, Karin Jostock, Michael Hammes, Patrik Jakoby, Katrin Licht und Sonja Gorges übten das Amt der Jugendvertretung mit besonderem Engagement aus. Erzählungen berichten, dass in den 70er und 80er Jahren die ersten Proben der Jungmusiker bei den Musikern zuhause, in den Sozialräumen des Autohause Kröfges oder in der Schule statt fanden. In einem „Schnellkurs“ erlernten die jungen Musiker das Notenlesen, die Praxis folgte mit dem Spielen des Instrumentes sogleich.
Als Jugendkapelle wurde dann bereits zu verschiedenen Anlässen gespielt, wie z.B. 1971 auf dem Jugendmusiktag in Rachtig. Im Jahre 1981 spielte die Jugendgruppe der Winzerkapelle Osann unter der Leitung von Erich Öffling in Kröv auf dem Wertungsspielen des Landesmusikverbandes. Die Musikstücke „Jet Set“ und „Louisiana“ wurden mit der Note „gut“ bewertet. Einige Jahre später wurde dieses Ergebnis in einem weiteren Wertungsspielen in Morbach wiederholt.
Beispiele für die hervorragende Jugendarbeit des Musikvereins Osann gibt es einige. Hier besonders zu nennen sind z.B. der Trompeter Thomas Hammes, der Posaunist Patrik Jakoby oder der Saxophonist Peter Junk.
Zwischenzeitlich über die Landesgrenzen hinaus, sind diese Musiker einem großem Publikum bekannt und haben einen hohen musikalischen Ruf erlangt.
Vereinsleben
Das aktive Vereinsleben wurde mitgeprägt, durch die Veranstaltung von Vereinsfahrten und Wanderungen. Diese unvergessenen Fahrten - teilweise mit einem Platzkonzert – führten die Winzerkapelle Osann unter anderem nach Paderborn, Unterjessingen, Hamburg, Reudern, Bühl im Schwarzwald, Oberteuringen-Bitzenhofen, Oberndorf, Blönried-Zollenreute, Fehmarn, Mittenwald, München, Talheim, Süggerath, Alfdorf oder zur Weinwerbefahrt nach Münster.